Vivid-Gründer Emeshev: “Noch eine Menge Wachstumspotenzial”

Ein neuer potentieller Trendsetter in der Direktbanken-Szene tut sich am Horizont auf und will Größen wie N26 und Revolut in den Schatten stellen. Die Rede ist von Vivid Money*. Hat das Berliner Fintech das Zeug zur neuen Nummer 1 unter den Smartphone-Banken?

Um diese Frage zu beantworten, haben wir im finanzvergleich.com Exklusiv-Interview mit Alexander Emeshev, Mitgründer von Vivid Money, gesprochen. Finde außerdem heraus, wie Vivid Money deutschen Verbrauchern endlich den Hang zum Bargeld abgewöhnen und bis dato unerreichte Sicherheitsstandards etablieren will.

finanzvergleich.com: „Wie Sie wissen, befinden sich Neobanken seit mindestens einem Jahrzehnt auf Erfolgskurs und etliche Anbieter haben sich bereits eine solide Position an der Spitze des Marktes erarbeitet. Was bietet Vivid Money, das zu einem Markt beitragen kann, der sich bereits auf seinem historischen Höchststand befindet?”

Alexander Emeshev: „Ich sehe das anders. Vergleichen mit traditionellen Banken haben die meisten Anbieter nur einen sehr geringen Marktanteil. Ich würde nicht sagen, dass der Markt bereits seinen Zenith erreicht hat. Es herrscht noch eine Menge Wachstumspotenzial. Wenn Sie sich die Spareinlagen und Investments ansehen, was unsere primären Zielmärkte sind, werden Sie erkennen, dass große Fintechs wie N26 oder Revolut weniger als 1 Prozent der Kundengelder verwalten. Diese Industrie steckt also noch in den Kinderschuhen. Unsere Vision ist es, alles, was Direktbanken zu bieten haben, in einer einzigen App zu vereinen.

Sehen Sie sich die einzelnen Anbieter an: Auf der einen Seite haben Sie Direktbanken mit einem tollen Banking-Service. Gleichzeitig gibt es andere Anbieter, bei denen Sie einfach und schnell investieren können. Aber bisher gibt es noch keinen Anbieter, der diese Funktionen in einer App kombiniert. Also haben wir es uns zum Ziel gesetzt, all das in nur einer App zu verpacken. Darüber hinaus führen wir ein einzigartiges Belohnungssystem ein. Wir nennen es “Stock Reward System”.

Wir bieten Kunden die Möglichkeit, jedesmal “Stock Rewards” zu verdienen, wenn sie Geld ausgeben. Wenn Sie zum Beispiel Ihren Kaffee bei Starbucks bezahlen, können Sie einen Teil des Transaktionswertes in die Starbucks-Aktie oder irgendeine andere “investieren”. Das ist ein einzigartiges Angebot, das sie sonst bei keinem anderen Anbieter finden.”

Gegen Finanzinnovationen wie bargeldloses Bezahlen gibt es immer noch erhebliche Widerstände. Welche Argumente kann Vivid deutschen Kunden präsentieren, um Ihnen die Angst vor der Digitalisierung ihrer Finanzen zu nehmen?

Nun, genau darauf zielen wir mit unserem Cashback Programm und den Stock Rewards ab. Diese Killer-Features werden Kunden anziehen. In Märkten wie Frankreich und Deutschland ist das Cashback Konzept noch nicht sonderlich etabliert. Wir wollen ein Umdenken bei deutschen Kunden erreichen. Nur wer die elektronischen Zahlungsmittel von Vivid Money benutzt, kann vom Cashback profitieren. Der Kunde wird sich früher oder später also die Frage stellen: “Warum sollte ich in Bar bezahlen, wenn ich dann nicht am Cashback Programm teilnehmen kann?”

In einigen Fällen gibt es sogar bis zu 10 % Cashback. Diese können dann mit der Preisentwicklung einer bestimmten Aktie verknüpft werden, um die Cashback Prämie noch weiter zu vergrößern. Die meisten suchen sich Aktien großer Unternehmen dafür heraus. Aktien wie Apple, Amazon oder Tesla sind da zum Beispiel sehr beliebt. Denn bei diesen kann man sich relativ sicher sein, dass der Kurs und damit die Cashback Prämie stetig steigt.

Auf diese Weise versuchen wir den Kunden von den Vorteilen elektronischer Zahlungsmittel zu überzeugen.

Wie können Sie als Anbieter so große Cashback Prämien anbieten und gleichzeitig profitabel bleiben?

Wir haben verschiedene Ressourcen, um Kunden einen möglichst großen Cashback zu ermöglichen. Eine davon ist Interchange: Jedes mal, wenn ein Kunde eine Transaktion macht, kriegen wir einen Teil des Transaktionswertes zurück, das ist die sogennante Interchange-Gebühr. Unsere zweite wichtige Ressource sind Kooperationspartner. Wir investieren einen Teil unseres Marketing-Budgets, um Kunden für die Unternehmen dieser Partner zu gewinnnen. Das Tolle ist, dass es sich bei unseren Kunden noch häufig um “Early Adopter” handelt. Die Art von Kunde ist besonders enthusiastisch beim Umgang mit neuen Produkten wie dem unserigen. Unsere Partner können also darauf zählen, dass unsere “Early Adopter” Kunden eine Menge Umsätze generieren werden.

Unser Cashback System bietet verschiedene Anreize, um Kunden zu möglichst vielen Umsätzen zu motivieren. Einer davon ist unser “Champion” Programm, mit dem man sozusagen mit anderen Kunden des gleichen Geschäfts im Wettkampf steht, wer dort am meisten Geld ausgibt. Der “Champion”, also der Kunde, der die meisten Umsätze an diesem Ort generiert, erhält den maximal möglichen Cashback-Prozentsatz an diesem Ort.

Wie zahlreiche Studien und Umfragen belegen, ist der größte Anteil der Direktbankkunden in Deutschland in den jüngeren Bevölkerungsschichten zu finden, während die Kunden ab 45 Jahren noch skeptisch sind. Auch die bisherigen Top-Direktbanken scheitern regelmäßig an dieser Zielgruppe. Dies wäre ein Punkt, in dem sich Vivid Money klar von der Konkurrenz abheben könnte. Was sind Ihre Pläne diesbezüglich?

Momentan haben wir keine speziellen Pläne, um ältere Kunden für uns zu gewinnen. Wir konzentrieren uns grundsätzlich nicht auf spezifische Kundengruppen, ob älter oder jünger. Unser Produkt ist für alle Altersklassen gedacht. Es geht uns auch nicht darum, Kunden zu haben, die möglichst viele Kredite und dergleichen aufnehmen möchten. Im Idealfall haben unsere Kunden ein regelmäßiges Einkommen und legen Wert darauf, bei ihrer Bank möglichst viel Geld zu machen anstatt es durch Gebühren oder ähnliches zu verlieren.

Ehrlichgesagt ist unsere Kundschaft sogar ein bisschen älter als bei anderen Direktbanken. Das Medianalter unserer Kunden liegt in etwa bei 32-33 Jahren. Das ist immer noch jünger als 40, aber unsere Kunden sind im Schnitt ein wenig älter als bei vergleichbaren Anbietern.

Ein wesentlicher Nachteil vieler Direktbanken ist der fehlende Zugang zu gebührenfreien Geldautomaten. N26, Ihr wohl größter Konkurrent auf dem deutschen Markt, kompensiert diese Schwäche, indem er seinen Kunden ermöglicht, bei verschiedenen Discounter-Ketten direkt Geld abzuheben. Was ist Ihr Ansatz, um dieses Problem zu beheben?

In diesem Bereich unterscheiden wir uns nicht großartig von anderen Anbietern. Wir wollen es dem Kunden ermöglichen, bei Fremdbanken kostenlos abzuheben, indem wir Abhebegebühr übernehmen. Damit hat der Kunde beim Geldabheben über all auf der Welt die gleichen Konditionen. Wir sind also von keinem speziellen lokalen Discounter-Netzwerk oder dergleichen abhängig. Selbst bei N26 gibt es Grenzen, was die kostenlosen Abhebungen in Discounter-Märkten betrifft.

Wir wollen diese Grenzen aufheben, indem wir ein möglichst breites Netzwerk an Geldautomaten zur Verfügung stellen. Dabei bauen wir auf dem Visa-Netzwerk auf, da unsere Karten auch von Visa sind. Und innerhalb dieses Netzwerks übernehmen wir die Gebühren.

Die Sorge um die Privatsphäre und Offenlegung sensibler Daten, die für die Digitalisierung charakteristisch ist, ist im Finanzsektor besonders präsent. Bezahldienste wie Google Pay machen keinen Hehl daraus, dass sie alle Daten ihrer Kunden aufbewahren wollen. Wie ist Ihre Position zu diesem Thema?

Für uns ist das einer der Eckpfeiler unseres Angebots. Wir wollen die Messlatte für Zahlungssicherheit ein ganzes Stück höher legen als bisher. Daher haben wir bereits gleich zu Anfang besondere Karten, oder wie wir es nennen “Super Secure Cards” angeboten. Das sind Karten aus Metall, die keinerlei verwertbare Daten aufgedruckt haben. Nur der Name und die letzten vier Ziffern der Kartennummer sind darauf zu sehen, sonst nichts. Unsere Absicht dabei war es, die Anzahl betrügerischer Transaktionen auf null zu reduzieren. Wenn Sie zum Beispiel Ihre Karte verloren haben oder sie gestohlen wurde, ist sie für andere nutzlos, denn es sind keine relevanten Daten auf der Karte vorhanden. Außerdem können Sie Ihre Karte einfach mit unserer App steuern: Unter anderem können Sie die Karte augenblicklich sperren lassen, ein Abhebungslimit festlegen und sämtliche Abhebungen oder Online-Zahlungen mit dieser Karte blockieren. Vivid Money wird Ihnen die volle Kontrolle über Ihre Karte geben.

Der einzige Ort, an dem Ihre Kartendaten sind gespeichert sind, ist die App auf Ihrem Handy. Wenn Sie den Verdacht haben, dass jemand empfindliche Daten von Ihnen gesehen hat oder Ihre Karte gestohlen wurde, können Sie per Knopfdruck einfach eine neue bestellen und Sie erhalten sofort neue Zahlungsdaten. Für maximale Sicherheit können Sie außerdem separat eine virtuelle Online-Karte bestellen, die Sie dann zum Beispiel für Google Pay oder Apple Pay verwenden können. Bei uns haben Sie also viele Möglichkeiten, Ihre Finanzen zu schützen.

Der Fall Wirecard war in diesem Jahr zweifellos der größte Rückschlag für den digitalen Bankensektor. Welche Auswirkungen hatte Wirecards Sturz in Ungnade auf Vivid und seine strategischen Entscheidungen in den letzten Monaten?

Ich kann nicht sagen, dass es uns direkt betroffen hat. Schließlich hatten wir mit Wirecard nie etwas am Hut. Intern hat es sich aber schon auf unsere Arbeit ausgewirkt. Der Wirecard-Skandal hat uns dazu bewogen, unsere Partner noch sehr viel genauer unter die Lupe zu nehmen, als wir dies zuvor getan haben. Wir haben ganz klar definierte Kriterien aufgestellt, an denen wir festmachen, ob ein bestimmtes Unternehmen stabil genug ist, oder ob wir etwas in den Richtlinien eines Partners entdecken, dass unseren Grundsätzen widerspricht.

Was ist mit Kunden, die nicht so Tech-affin sind oder einfach das Smartphone nicht so gerne benutzen? Haben diese Kunden auch einen Platz bei Vivid Money?

Also, wenn sie gar kein Smartphone besitzen, können sie zum gegenwärtigen Zeitpunkt unseren Service leider nicht benutzen. Schließlich liegt unser Hauptaugenmerk auf Kunden, die ihr Smartphone gerne benutzen. Das ist für uns wichtig, denn das Smartphone repräsentiert etwas sehr persönliches für die meisten Kunden, umso mehr wenn es ums Banking geht. Es kommt wirklich sehr selten vor, dass jemand das Smartphone von jemand anderem benutzt, um sich irgendwo einzuloggen.

Dieses Bild des Smartphone passt perfekt zu unseren Sicherheitsansprüchen, über die ich vorhin gesprochen habe. Wir verstehen, dass die eigenen Finanzen eine besonders empfindliche Angelegenheit sind. Das Smartphone ist für uns die beste Technologie, um diesem Umstand gerecht zu werden. Natürlich können wir nicht ausschließen, dass es in Zukunft ähnliche Entwicklungen für Desktop-basierte Applikationen gibt und da werden wir dann sehr wahrscheinlich auch dabei sein.

Das Interview hat am 11.12.2020 stattgefunden. Wir bedanken uns bei Alexander Emeshev, dass er sich die Zeit genommen hat, mit uns über Vivid Money zu sprechen. Wenn Dir das Angebot von Vivid Money* zusagt, kannst Du ab sofort ein Girokonto dort eröffnen.

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