Interview mit Thomas Soltau von Smartbroker

„Mit Innovation und Transparenz gestalten wir die Zukunft des Investierens“

Interview mit Thomas Soltau von Smartbroker

Thomas Soltau, CEO von Smartbroker, spricht mit uns über die Zukunft der Geldanlage, die Rolle von Neobrokern und warum Transparenz und Innovation entscheidend für den Erfolg am Kapitalmarkt sind.

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Smartbroker hat seit seinem Start ein beeindruckendes Wachstum verzeichnet. Was waren Ihrer Meinung nach die entscheidenden Faktoren für diesen Erfolg?

Wir sind nicht mit dem Gedanken gestartet, einen Neobroker zu bauen. Unser Ziel war es, ein Produkt für die Menschen zu schaffen, die sich bereits mit Investments auseinandersetzen und daher andere Bedürfnisse haben, als Neobroker typischerweise anbieten/abdecken, gleichzeitig aber immer noch durch die hohen Gebühren der Online-Broker belastet werden. Teilweise zahlen diese Kunden auch heute noch zwischen 20 und 50 Euro pro Order, manche sogar noch mehr. Größtenteils werden dort auch immer noch Ausgabeaufschläge erhoben. Hier haben wir das passende Produkt geschaffen – wir bieten ein ähnliches Spektrum wie die Comdirect, Flatex, DiBa oder auch Consors, aber zum Preis der Neobroker, und das Ganze auch mit einer neuen User-Erfahrung, da unsere App äußerst intuitiv ist und Orders sehr schnell aufgegeben werden können.

Wie sieht Ihre langfristige Vision für Smartbroker aus, und welche Rolle spielen Neobroker im deutschen Finanzmarkt der Zukunft?

Mit Blick auf das Depotgeschäft sehe ich für die klassischen Banken, etwa Hausbanken oder auch Volksbanken und Sparkassen, keine Zukunft. Und auch bei den Online-Brokern zweifle ich an einer nachhaltigen Zukunft, sofern diese nicht umdenken und ihre Produkte umbauen. Folglich sehe ich die Zukunft der Geldanlage allein bei den Neobrokern – wir sorgen für einen äußerst einfachen und gleichzeitig günstigen Einstieg in den Kapitalmarkt. Wir haben Hürden gesenkt und auch wenn ich die Begrifflichkeit als solche nicht sonderlich mag: Neobroker haben den Aktienmarkt demokratisiert. Entsprechend groß sehe ich unsere Zukunftschancen mit dem SMARTBROKER+. Wir sind nicht nur die richtige Anlaufstelle für alle bereits bestehenden Hausbanken- oder Onlinebroker-Kunden, sondern eben auch für eine stark wachsende Kundengruppe, die sich neu mit Investments beschäftigt und denen die Angebote der klassischen Neobroker nicht mehr ausreichen werden.

Sie positionieren Smartbroker als eine Mischung aus traditionellem Broker und Neobroker. Was sind die größten Herausforderungen bei dieser Doppelstrategie?

Was viele nicht wissen: Je mehr Handelsplätze ich anbiete, je mehr mögliche Wertpapiere ich für den Kauf zulasse, desto komplexer und im Durchschnitt teurer werden die Abwicklungen im Hintergrund. Das bedeutet, dass wir mit einer höheren Kostenbasis arbeiten und gleichzeitig mehr Aufwand haben. Darüber hinaus liegt die Kunst darin, das Produkt für jeden Nutzer so zu gestalten, dass es für diesen auch passt. Das bedeutet, ein Kunde, der nur einen Sparplan abschließen möchte, muss sich genauso wohl fühlen wie ein Kunde, der am Tag 50 Trades macht. Keine einfache Aufgabe.

Mit diesem Vorgehen grenzen Sie sich deutlich von anderen Neobrokern wie Scalable und Trade Republic ab. Wie schaffen Sie es denn, trotz des breiten Produkt- und Handelsplatzspektrums Transaktionen für 0 Euro anzubieten?

Unser Preismodell ist etwas komplexer als bei den anderen Neobrokern. Kunden können ab 500 EUR bei Gettex kostenfrei handeln, sie können aber auch bei Xetra oder Tradegate handeln – hier fällt dann jedoch eine sehr geringe Gebühr von 4 EUR an. Durch diese Vorgehensweise können wir das Angebot an allen relevanten Stellen so günstig wie möglich darstellen.

Seit Oktober 2024 bietet Smartbroker den Handel mit Kryptowährungen an. Wie haben Ihre Kunden bisher auf dieses Angebot reagiert?

Sehr gut. Das Produkt wurde direkt von Anfang an gut angenommen und die Kunden handeln bereits sehr aktiv. Wir haben hier auch wieder darauf geachtet, dass wir ein faires und günstiges Angebot schaffen. Im Gegensatz zu den anderen Anbietern zeigen wir den Kunden alle Kosten inkl. dem Spread. Letzter ist bei vielen anderen Anbietern sehr hoch, was die Kunden nur selten mitbekommen, wir sprechen hier aber teilweise von Kosten in Höhe von 2,5 bis 3 %, manchmal sogar mehr. Darüber hinaus haben wir eine Best-Execution-Policy. Der Kunde erhält also zum Orderzeitpunkt den besten Kurs. Im Aktienmarkt ist das üblich, doch im Kryptomarkt bisher nicht. Das ändern wir jetzt.

Sehen Sie Kryptowährungen eher als langfristiges Investment oder als spekulative Anlageklasse?

Beides. Es kommt, wie auch bei den Aktienmärkten, auf den einzelnen Kunden an.

Mit Ihrem flexiblen Zinskonto bieten Sie eine interessante Kombination aus Brokerage und Bankdienstleistungen. Planen Sie weitere ähnliche Produkte, um Ihr Portfolio zu erweitern?

Dazu kann ich noch nichts sagen. Aber eine kleine Ergänzung zum Zinskonto: Auch hier achten wir wieder auf Transparenz und Verlässlichkeit. Wir bieten unseren Kunden einen Zinssatz, der sich immer an den aktuellen Leitzins der EZB anpasst. So können die Kunden sich sicher sein: Egal, was bei der EZB entschieden wird, bei uns erhalten sie immer den EZB-Leitzins minus 0,25 Prozentpunkte. Derzeit entspricht das 3 %.

Wie möchten Sie sich mit diesem Produkt im Wettbewerb mit Direktbanken oder Fintechs positionieren?

Wir möchten für unsere Kunden die bestmögliche Kombination der verfügbaren Angebote anbieten und unserem Versprechen treu bleiben: wenn wir im Sinne des Kunden das Angebot verbessern können, dann tun wir das auch. Das haben wir dieses Jahr bereits durch die Reduzierung der Mindestanlage bei Sparplänen auf 1 EUR, durch die Senkung der Orderkosten unter 500 EUR von 4 auf 1 EUR aber auch durch die Einführung des Krypto-Handels und eben des Zinskontos bewiesen.

Der Handel ab 0 Euro ist ein großer Vorteil für Ihre Kunden. Wie stellen Sie sicher, dass dieses Modell langfristig wirtschaftlich tragfähig bleibt?

Das haben wir bereits sichergestellt. Bei uns ist es wichtig zu verstehen, dass wir kein Start-up sind – wir sind ein Mittelständler, der bereits seit über 25 Jahren am Markt ist. Wir achten darauf, dass alles, was wir machen, auch profitabel ist.

Planen Sie, Ihre Gebührenstruktur in der Zukunft anzupassen, oder bleibt die “0-Euro-Philosophie” ein zentraler Bestandteil?

Das bleibt ein zentraler Bestandteil.

Mit einer Mindestsparrate von nur 1 Euro machen Sie den Wertpapierhandel für alle zugänglich. Welche Zielgruppen möchten Sie damit besonders ansprechen?

Jeden. Es gibt niemanden, den wir damit nicht ansprechen würden. Mit dem Angebot senken wir weiter die Hürden, um am Kapitalmarkt Fuß zu fassen, und meines Erachtens sollte das wirklich ausnahmslos jeder tun.

Denken Sie, dass Sparpläne ein Schlüssel zur Förderung der Aktienkultur in Deutschland sind?

Es gibt zwei wesentliche Schlüssel. Sparpläne sind einer davon und beweisen dies auch von Jahr zu Jahr. Darüber hinaus brauchen wir dringend, wie auch in anderen Ländern bereits gelebt, eine staatliche Förderung der privaten Altersvorsorge in Aktien, ETFs und Fonds. Das sogenannte Altersvorsorgedepot stand kurz vor dem Durchbruch, wurde nun aber leider durch den Ampel-Bruch verzögert.

Sie haben kürzlich eine neue App eingeführt. Wie wichtig ist für Sie die mobile Nutzererfahrung im Vergleich zur Desktop-Plattform?

Die App haben wir bereits im August 2023 eingeführt, sie aber seither enorm weiterentwickelt. Was unser Team hier geleistet hat ist beachtlich, und das bestätigt sich auch in dem Feedback unserer Kunden. Bereits heute findet der Umgang mit den Wertpapieren fast nur noch via Apps statt. Vereinzelt wird mit dem Desktop gearbeitet, erst recht bei großen Summen, doch die Apps sind nicht wegzudenken und werden eventuell den Desktop auch irgendwann gänzlich ablösen – z. B. dank einer Apple Vision Pro.

Welche neuen Funktionen planen Sie in Zukunft, um die App noch attraktiver für Ihre Nutzer zu machen?

Konkret in Planung sind viele kleine Funktionen – etwa Orderzusätze, die wir ausbauen werden, aber auch die Suchfunktionalitäten in der App oder der Informationsbereich, um sich zu neuen Investments Inspiration zu holen.

Welche Rolle sehen Sie für Technologien wie künstliche Intelligenz oder Blockchain in der Weiterentwicklung von Smartbroker?

Eine wesentliche. Für uns als Firma ist der Umgang mit der KI natürlich essenziell. Insbesondere für die Automatisierung von Prozessen, aber auch im Kundenkontakt. Die Blockchain hingegen halte ich für äußerst relevant mit Blick auf die künftige Abwicklung von Wertpapieren – hier gab es seit Jahrzehnten keine echte Evolution, die liegt nun vor uns.

Wie beurteilen Sie nach dem Ampel-Aus die Chancen der geplanten Aktienrente für die deutsche Wirtschaft und für private Anleger?

Mit dem Begriff Aktienrente sind häufig zwei verschiedene Konzepte gemeint. Einerseits das Thema Generationenkapital – also die Planung, einen Teil der gesetzlichen Rentenzahlungen in Aktien anzulegen und für die künftige Generationen arbeiten zu lassen, sodass die Probleme des umlagenfinanzierten System angegangen werden, und andererseits das Altersvorsorgedepot. Beides wird meines Erachtens auch unter einer neuen Regierung kommen, vermutlich aber in einer anderen Form. Leider verlieren wir durch die Verzögerung viel Zeit, und das wird den Steuerzahler hintenraus Milliarden kosten. Fakt ist: Die gesetzliche Rente ist gescheitert und mit Blick auf die demografischen Entwicklungen nicht mehr finanzierbar. Es braucht dringend eine Reform!

Sehen Sie Risiken, wenn der Staat in den Aktienmarkt investiert?

Nein! Es herrscht immer wieder der Wunsch nach Garantie – doch die Garantie selbst kostet Geld und macht Investitionen komplexer. Die Verbraucherzentrale sagte in dem Zusammenhang treffend: Die Garantie stellt das eigentliche Risiko dar. Natürlich bergen Investments am Aktienmarkt Risiken, doch wir sprechen von sehr langfristigen, jahrzehntelangen Investitionen – statistisch und historisch gesehen sinkt das Risiko bei einer langfristigen Anlage von Jahr zu Jahr drastisch.

Welche Trends sehen Sie aktuell im Neobroker-Markt, und wie planen Sie, auf diese zu reagieren?

Die derzeitigen Trends sind klar ersichtlich – und wir müssen nicht reagieren, da wir sie mitgestalten. Die eigentliche Frage ist also: Welche Trends erwarten uns in den nächsten 10 Jahren und wie werden diese das Verhalten der Menschen verändern? Einen großen Einfluss darauf werden Influencer haben – das sehen wir bereits in anderen Bereichen, doch bei Investments fängt es gerade erst an. Von 400.000 Influencer in Deutschland beschäftigen sich derzeit nur etwa 400 intensiv mit Finanzen. Ich glaube, dass Influencer immer mehr dazu übergehen werden, eigene Produkte anzubieten oder eigene Tools zu entwickeln, über die ihre Nutzer dann die dahinterliegenden Plattformen, wie etwa den SMARTBROKER+, nutzen werden. Das würde dazu führen, dass die eigenen Apps nicht mehr entscheidend sind, sondern man sich stärker in Kooperationsmodellen zeigt.

Glauben Sie, dass der traditionelle Bankensektor langfristig mit Fintechs und Neobrokern konkurrieren kann?

Nein! Ich denke, das haben die traditionellen Banken aber teilweise auch bereits erkannt. Nehmen wir die Deutsche Bank, die mittlerweile für sehr viele Fintechs die Abwicklung des Cash Managements übernommen hat – im Hintergrund. Ich denke, das ist der richtige Weg: Die Banken sollten sich auf ihre Kernaufgaben fokussieren und im Brokerage-Geschäft in den Hintergrund rücken.

Danke für das Gespräch!