Unterschied zwischen Sollzins und effektivem Jahreszins
“Der effektive Jahreszins bildet im Gegensatz zum Sollzins die jährlichen Gesamtkosten eines Kredits ab.” So oder ähnlich lauten Erklärungen zum Unterschied von Soll- und Effektivzins. Erfahre wie sich die Zinssätze unterscheiden, wie Du den Effektivzins berechnest und Raten- oder Immobilienkredite vergleichst.
Für Schnell-Leser
Der Sollzins (auch: Nominalzins)
Der Sollzinssatz ist der reine Kreditzins, den eine Bank dafür verlangt, dass sie Dir Geld leiht. Angegeben wird er in % p. a. – also als jährlich zu zahlender Prozentsatz des geliehenen Geldes.
Häufig wird der Sollzins auch als Nominalzins bezeichnet. In Deinem Kreditvertrag dürftest Du allerdings nur den Begriff Sollzins finden. Das ist seit 2010 der gültige Rechtsbegriff.
Worin unterscheiden sich gebundener Sollzins und veränderlicher Sollzins?
Das Gesetz kennt zwei Arten von Sollzinsen, die sich in der Dauer ihrer Gültigkeit unterscheiden:
Gilt der Sollzins für die gesamte Vertragslaufzeit, dann handelt es sich um einen gebundenen Sollzins (kurz geb. Sollzins). Teilweise ist auch vom festen Sollzins oder unveränderlichen Sollzins die Rede.
Passt sich der Sollzins flexibel an die Zinsentwicklung auf dem Markt an, so spricht man von einem veränderlichen Sollzins. Dieser wird auch variabler Sollzins oder ungebundener Sollzins genannt.
Bei Ratenkrediten ist der feste Sollzins Standard. Bei Immobilienfinanzierungen hast Du mitunter die Wahl zwischen einer Sollzinsbindung – also einem Zinssatz, der für mehrere Jahre oder auch Jahrzehnte gleich bleibt – und einer variablen Verzinsung.
Was bedeuten bonitätsabhängiger Sollzins und bonitätsunabhängiger Sollzins?
Die Höhe der Sollzinsen kann außerdem von der Bonität des Kreditnehmers abhängen:
Legt die Bank den Sollzins für jeden Kunden einzeln fest, handelt es sich um einen bonitätsabhängigen Zinssatz. Die Höhe der Zinsen hängt dann davon ab, wie die Bank die Kreditwürdigkeit des Kunden einschätzt. Wichtig sind dabei üblicherweise das frei verfügbare Einkommen, der Schufa-Score und gegebenenfalls zusätzliche Kreditsicherheiten.
Zahlen alle Kunden für den gleichen Kredit den gleichen Zins, spricht man vom bonitätsunabhängigen Sollzins. Einkommen, Schufa-Score und Kreditsicherheiten spielen auch hier eine Rolle, aber nur für die Frage, ob ein Kreditnehmer den Kredit erhält. Die Höhe der Zinsen ist davon nicht betroffen.
Wichtig: Online ist häufig auch die Formulierung “bonitätsunabhängiger Kredit” zu finden. Das ist in der Regel nur eine unscharfe Formulierung für “Kredit mit bonitätsunabhängigen Zinsen”. Die Bonität eines Kreditnehmers wird von deutschen Banken immer geprüft, ehe sie einen Kredit vergeben.
Wie wird der Sollzins berechnet?
Es gibt einige Faktoren, die bei der Festlegung des Sollzinses eine Rolle spielen. Dazu gehören:
Das allgemeine Zinsniveau (Referenzzinsen)
Eine wichtige Berechnungsgrundlage sind Referenzzinssätze wie etwa der Leitzins der Europäischen Zentralbank (EZB) oder auch der oben erwähnte Euribor. Diese Zinssätze geben an, was die Bank selbst zahlen muss, wenn sie sich Geld bei der Notenbank oder anderen Geschäftsbanken leiht. Damit sich der Kredit für die Bank auch lohnt, liegt der Kreditzins üblicherweise über dem Referenzzins.Die voraussichtliche Entwicklung der Zinsen
Banken treffen auch Annahmen über die künftige Zinsentwicklung am Markt. Gehen sie davon aus, dass die Zinsen eher steigen werden, erhöhen sie für gewöhnlich im Vorhinein schon ihre Kreditzinsen.Das Risiko für die Bank
Banken riskieren bei der Kreditvergabe, verliehenes Geld nicht zurückzubekommen. Je größer dieses Risiko ist, desto höhere Sollzinsen verlangen sie als Ausgleich. Ein hohes und sicheres Einkommen oder auch viel Eigenkapital bei der Baufinanzierung belohnen die Banken dagegen oft mit besonders günstigen Zinsen.Aufschläge für Sonderleistungen
Gerade bei der Immobilienfinanzierung gibt es Leistungen, die schon im Sollzins eingepreist werden. Dazu gehört beispielsweise ein erweitertes Sondertilgungsrecht.
Der effektive Jahreszins (kurz: Effektivzins)
Was ist der effektive Jahreszins?
Über den effektiven Jahreszins wird gerne gesagt, er bilde im Gegensatz zum Sollzins die jährlichen Gesamtkosten eines Kredites ab. Zusätzlich zum Sollzinssatz, so die geläufige Erklärung, beinhalte der jährliche Effektivzins auch alle sonstigen anfallenden Gebühren.
Solche Beschreibungen sind aus zwei Gründen problematisch:
Der Effektivzins mag Kosten beinhalten, die zusätzlich zum Sollzins anfallen. Er enthält aber längst nicht alle Gebühren, die mit einem Kredit auf Dich zukommen können.
Der Effektivzinssatz ist fast immer höher als der Sollzinssatz – auch dann, wenn Du neben den Sollzinsen keine weiteren Gebühren für Deinen Kredit zahlst.
Doch wenn die gängigen Erklärungen zum Effektivzins so nicht stimmen – worin liegt der Unterschied zwischen Soll- und Effektivzins dann? Diese Frage beantworten wir im folgenden Teil.
Welche Kosten sind im Effektivzins enthalten? (Und welche nicht?)
Neben den Sollzinsen gibt es weitere Kosten, die bei einem Kredit anfallen können (aber nicht müssen). Allerdings muss nicht jeder Kostenpunkt immer in den Effektivzins eingerechnet werden.
Die folgende Übersicht zeigt Dir, welche Kosten bei einem Ratenkredit und einer Baufinanzierung anfallen können und welche davon im Effektivzins enthalten sind:
Es gibt also Gebühren, die weder im Sollzins noch im Effektivzins enthalten sind. Das hat im Wesentlichen zwei Ursachen:
Einige Leistungen sind freiwillig.
Eine Restschuldversicherung zählt beispielsweise nur dann zu den Finanzierungskosten, wenn ohne sie kein Kredit zustande käme. Sicherst Du die Kreditrückzahlung auf eigenen Wunsch hin ab, muss die Bank die Kosten der Versicherung nicht in den Effektivzins einrechnen. Ähnlich verhält es sich mit dem Wertgutachten bei der Baufinanzierung.Manche Kosten stehen beim Vertragsabschluss nicht fest.
Beim Abschluss eines Kredits weiß niemand sicher, ob er künftig eine Ratenpause einlegen oder den Kredit früher als vereinbart zurückzahlen wird. Entsprechende Gebühren kann die Bank daher nicht in den Effektivzins einrechnen. Ähnlich verhält es sich mit den Bereitstellungszinsen bei der Baufinanzierung: Wie lange Du diese zahlen musst, hängt vor allem vom Baufortschritt ab, auf den die Bank keinen Einfluss hat.
Du siehst: Wenn Du alle Kosten eines Raten- oder Immobilienkredites überblicken und verschiedene Finanzierungen miteinander vergleichen willst, reicht der Effektivzins nicht aus. Er kann sogar in die Irre führen, wie wir gleich sehen werden.
Warum ist der Effektivzins höher als der Sollzins?
Der Effektivzins ist praktisch immer höher als der Sollzins, was nur manchmal nicht auffällt, weil die Zinssätze gerundet werden. Das kann an den oben genannten Gebühren liegen. Bei vielen Krediten spielen diese aber gar keine Rolle. Gerade beim Ratenkredit sind die Sollzinsen oft einziger Kostenpunkt.
Ein Unterschied zwischen Sollzins und Effektivzins gilt aber immer: Anders als der Sollzins wird der Effektivzins pro Jahr berechnet, auch wenn Du die Zinsen pro Monat zahlst.
Der Zinseszinseffekt erhöht den Effektivzins.
Um die Logik dahinter zu verstehen, betrachten wir die Perspektive der Bank:
Die Bank bekommt jeden Monat Zinsen von Dir. Nehmen wir an, sie nimmt diese Einnahmen und gewährt damit einem anderen Kunden einen Kredit zum selben Sollzins. In diesem Fall erwirtschaftet die Bank mit den von Dir gezahlten Zinsen erneut Zinsen – Zinseszinsen. Diese (rein theoretischen) Einnahmen der Bank sind der wahre Grund für den Unterschied zwischen Soll- und Effektivzins.
Der Effektivzins kann in die Irre führen.
Durch den Zinseszinseffekt fällt der Effektivzins umso höher aus, je häufiger Du Deine Raten zahlst. Bei monatlicher Tilgung ist er höher als bei vierteljährlicher, bei vierteljährlicher höher als bei halbjährlicher. Nur bei jährlicher Ratenzahlung sind Soll- und Effektivzins identisch. Es scheint, als würdest Du durch die monatliche Ratenzahlung benachteiligt.
Tatsächlich sind Deine Kosten aber umso niedriger, je häufiger Du Deine Raten zahlst. Denn: Mit jeder Rate tilgst Du auch einen Teil Deines Kredits. Die Zinsen kosten daher mit jeder Rate weniger Geld. Je weniger Zinsen in einer Rate enthalten sind, desto mehr zahlst Du zurück – und je schneller der Kredit zurückgezahlt ist, desto weniger kostet er.
Unterschied Sollzins vs. Effektivzins: Beispiel
Annahmen: 20.000 Euro Kreditbetrag | 84 Monate Laufzeit | 3,00 % p. a. gebundener Sollzins
Je kürzer das Ratenintervall, desto höher der effektive Jahreszins, aber desto niedriger zugleich die Gesamtkosten.
Wie wird der Effektivzins berechnet?
Den effektiven Jahreszins aus dem Sollzins zu berechnen, ist nicht einfach. Da ist die sinkende Restschuld auf der einen Seite, der Zinseszinseffekt auf der anderen. Noch schwieriger wird es, wenn Du den Sollzins aus dem Effektivzins berechnen willst. In dem Fall sind komplexe, iterative Rechnungen nötig, die wir hier nicht abbilden können.
Was wir Dir aber bieten können, ist ein einfacher Rechner für Excel, der die Berechnung für Dich erledigt. Mit nur wenigen Angaben ermittelt er den Effektivzins aus dem Sollzins und umgekehrt – auch für Kredite zum Minuszins.
Unterschied Sollzins & Effektivzins berechnen mit Excel
Mit unserem kostenlosen Effektivzinsrechner für Excel ermittelst Du schnell und einfach den effektiven Jahreszins aus dem Sollzins – ganz gleich, ob Du Deinen Kredit in monatlichen, vierteljährlichen, halbjährlichen oder jährlichen Raten zurückzahlst.
Auch die umgekehrte Rechnung vom Effektivzins zum Sollzins ist möglich.
Fazit: Achte bei Krediten nicht nur auf die Zinssätze
“Der effektive Jahreszins beinhaltet neben dem Sollzins alle weiteren anfallenden Kosten eines Kredites.”
“Im Gegensatz zum Sollzins bildet der Effektivzins die tatsächlichen Kosten eines Kredites ab.”
“Im jährlichen Effektivzins sind auch alle Nebenkosten enthalten.”
“Nur der effektive Jahreszins eignet sich für einen Kreditvergleich.”
Wenn man solche Formulierungen liest, scheint der Unterschied zwischen Sollzins und effektivem Jahreszins klar. Leider stimmen sie nicht. Der Effektivzinssatz beinhaltet nicht alle Kosten eines Darlehens und seine Höhe wird nicht allein durch die Kosten bestimmt.
Unser Rat: Achte beim Kreditvergleich nicht nur auf die Zinssätze. Schaue Dir alle wichtigen Zahlen an – von der monatlichen Rate über den Gesamtbetrag bis hin zu Einzelgebühren (etwa für Sondertilgungen). Nur so weißt Du sicher, was ein Kredit für Dich bedeutet und welcher Kredit für Dich am günstigsten ist.
Darauf solltest Du beim Kreditvergleich achten
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Für diesen Beitrag haben wir unter anderem folgende Quellen herangezogen:
- Gesetzliche Regelungen gemäß Preisangabenverordnung (§16 PAngV, §17 PAngV und Anlage zur PAngV)
- Urteile des Bundesgerichtshofs zum Thema Bearbeitungsgebühren (XI ZR 170/13 und XI ZR 405/12)
- Informationen der Bafin zur Restschuldversicherung und deren Einrechnung in den effektiven Jahreszins
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