Kredit umschulden: So sparst Du bares Geld
Wer den Überblick über seine Kredite verloren hat oder eine zu hohe Schuldenlast trägt, für den kann ein Umschuldungskredit sinnvoll sein. Dadurch können mehrere Kredite mit veralteten Konditionen zu einem neuen Kredit abgelöst werden. Das spart Geld und schafft mehr finanziellen Spielraum.
Grundlagenwissen: Was ist ein Umschuldungskredit?
Unter einem Umschuldungskredit kannst Du Dir eine Möglichkeit vorstellen, ein oder mehrere Kredite zu einem Einzigen zusammenzufassen. Der neue Kredit hat günstigere Konditionen als die Bisherigen und reduziert so insgesamt die Schuldenlast. Wie viel Ersparnis Du dabei hast, hängt von der neuen Laufzeit, dem effektiven Zinssatz und der eigentlichen Kreditsumme ab.
Kredit umschulden: Bei welchen Kreditarten ist das möglich?
Du kannst die meisten Kredite – wie zum Beispiel einen Ratenkredit, einen Autokredit aber auch einen überzogenen Dispositionskredit Deines Girokontos oder auch eine Kreditkarte umschulden. Selbst bei einer Baufinanzierung ergibt es nach der Erstlaufzeit Sinn, den Kreditgeber bei günstigeren Konditionen zu wechseln. Ob das in jedem Fall immer passend ist, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Dazu zählen Eckdaten wie die Laufzeit, ob die Bank eine Vorfälligkeitsentschädigung fordert, ob eine Restschuldversicherung hinterlegt ist oder wie viel niedriger der neue Zinssatz ist.
Ab wann lohnt sich ein Umschuldungskredit – und wann nicht?
Die Ablösung eines oder mehrerer bestehender Kredite und die Bündelung in einem einzigen Ratenkredit macht Sinn, wenn:
Deine Restschuld beim jeweiligen Kreditgeber (Deiner Bank) hoch ist
Die Restlaufzeit über 12 Monate beträgt
Der Zinssatz des bisherigen Kredites deutlich über aktuellen Konditionen liegt
Eine Restschuldversicherung abgeschlossen wurde
Viele Forderungen bei verschiedenen Banken anhängig sind
Kredite umschulden passt weniger, wenn:
Die Restschuld unter 1.000 Euro liegt
Die Laufzeit weniger als 12 Monate beträgt
Der neue Zinssatz nicht wesentlich niedriger ist
Ganz pauschal kannst Du nicht darüber urteilen. Letztendlich bleibt es Dir nicht erspart, Deine Unterlagen zu sichten. Schreibe Dir heraus, welche Bank welchen effektiven Zinssatz für welches Darlehen verlangt und wie lange die Kredite noch laufen.
Dann vergleiche diese Daten mit Krediten in unserem Kreditvergleich. Findest Du darin eine Bank, die Dir deutlich bessere Konditionen anbietet als Deine bisherigen Darlehensgeber, dann kannst Du mit einer Umschuldung eine Menge Geld sparen. Deine bisherige Bank verlangt unter Umständen eine Entschädigung für die vorzeitige Ablösung des Kredits – die Vorfälligkeitsentschädigung. Sie ist aber an gesetzliche Regelungen gebunden.
Seit dem 10. Juli 2010 dürfen Kreditinstitute nur noch maximal 1 Prozent Deiner Restschuld als Entschädigung verlangen, sofern Deine Restlaufzeit mehr als 12 Monate beträgt. Ist sie geringer, sind es maximal 0,5 Prozent. Genau definiert ist die Entschädigung im entsprechenden Kreditvertrag.
Umschuldungskredit beantragen: Diese Unterlagen benötigst Du
Ein neuer Kredit ist an Bedingungen geknüpft. Dazu musst Du im Vorfeld in der Regel folgende Angaben machen und Unterlagen vorlegen:
Aktuelle Gehaltsnachweise/Nachweise über weitere Einkünfte wie Kindergeld; bei Selbstständigkeit Einkommensnachweise
Monatliche fixe Belastungen (zum Beispiel: Miete, Ratenzahlungen, Versicherungen)
Angaben zum Arbeitsverhältnis, Arbeitgeber und zu den Wohnverhältnissen (Miete/Eigentum)
Den bisherige Kreditvertrag
Wechselvollmacht für den neuen Kreditgeber
Verwendungszweck muss „Umschuldung“ sein
Kredit umschulden: Das sind die Vorteile
Geringere finanzielle Belastungen durch niedrigere Zinsen
Bessere Übersicht: Ein Kredit anstatt verschiedener Forderungen bei diversen Kreditgebern
Höhere Bonität: Der Bonitäts-Score steigt bei der SCHUFA
Geringere Rate und/oder kürzere Laufzeit durch bessere Konditionen möglich
Nachhaltige Reduzierung der Schuldenlast
Die Checkliste: In 4 Schritten zur erfolgreichen Umschuldung
Eines sollte Dir klar sein: Wenn Du einen oder mehrere Kredite umschulden willst, ist das kein Freifahrtschein, um noch mehr Schulden aufzunehmen. Denn genau hierin liegt die Gefahr. Eine Umschuldung dient in erster Linie dazu, alte Forderungen vorzeitig abzulösen, um sie zu günstigeren Konditionen wie gewohnt in Raten abzuzahlen. Das Ziel muss sein, in absehbarer Zeit den oder die jeweiligen Kredite vollständig zu begleichen.
Wir geben Dir eine Schritt-für-Schritt-Anleitung mit an die Hand, um erfolgreich zu sein.
1. Restschuld kalkulieren
Verbleibende Forderungen bestehender Ratenkredite addieren und realistische neue Kreditsumme wählen (gleiche Kreditsumme wie Restschuld oder minimal darüber)
Die Restschuld des oder der alten Kredite entnimmst Du Deinen Unterlagen (Tilgungsplan der Bank) oder dem aktuellen Kontostand bei einem Onlinekredit.
Wenn Du keine genauen Daten zur Hand hast, dann nimm Kontakt mit Deinem Kreditgeber auf und lass Dir die Restschuld nennen. In diesem Zusammenhang kannst Du gleich mögliche Ablösemodalitäten wie die Vorfälligkeitsentschädigung erfragen, falls das noch nicht bekannt ist.
2. Kreditvergleich nutzen
Mögliche Umschuldungskredite in unserem Kreditvergleich sichten und Konditionen vergleichen
Mache nicht den Fehler und nimm den erstbesten neuen Kredit bei Deiner Hausbank. In der Regel bieten Dir andere Kreditinstitute deutlich bessere Konditionen an. In unserem Kreditvergleich findest Du zahlreiche Banken (klassische Banken wie auch Online-/Direktbanken). Deine Aufgabe besteht darin, zu vergleichen und ein oder mehrere potenzielle Kreditgeber zu lokalisieren, die Dir bessere Konditionen bieten als bisher.
Wichtig: Gib Deine gewünschte Nettodarlehenssumme, die Laufzeit und die Verwendung „Umschuldung“ ein. Erst dann erhältst Du eine Übersicht über die für Dich infrage kommenden Kredite. Wenn Du die Restlaufzeit zusammen mit der Restschuld Deiner aktuellen Kredite eingibst, kannst Du anhand der monatlichen Kreditrate sehen, ob sich das neue Darlehen bei einem neuen Kreditgeber lohnt.
Rechenbeispiel 1
Restschuld alte Kredite: 23.900 €
Laufzeit in Monaten (alt): 96
Durchschnittlicher effektiver Zinssatz (alt): 6,49 %
Monatliche Kreditrate (alt): 317,64 €
Zu zahlender Gesamtbetrag (inkl. Zinsen): 30.493,44 €
Vorfälligkeitsentschädigung (max. 1 % der Restschuld): 239,00 €
effektiver Zinssatz (neu): 2,29 %
Monatliche Kreditrate (neu): 272,44 €
Laufzeit in Monaten (neu): 96
Zu zahlender Gesamtbetrag (inkl. Zinsen): 26.154,24 €
Ersparnis (unter Berücksichtigung der Vorfälligkeitsentschädigung): 100,20 €
Wie Du in diesem Beispiel siehst, kann es sehr lohnenswert sein, einen Kredit umzuschulden. In diesem Fall hast Du in Relation zur Gesamtbelastung eine Ersparnis von stattlichen 14 Prozent. Ein klarer Fall für einen Kreditwechsel.
3. Kredit umschulden: Laufzeit und Ratenhöhe richtig wählen
Kürzere Kreditlaufzeiten und höhere monatliche Raten führen zu mehr Ersparnis
Nicht nur ein neuer Kredit mit günstigerem effektivem Zinssatz führt zu mehr finanziellen Spielraum. Verkürzt Du die Laufzeit, erhöht das zwar automatisch Deine monatliche Belastung. Da Du aber durch günstigere Konditionen schon weniger zahlst, kannst Du auf diese Weise den Kredit schneller abzahlen. Und das, ohne zwangsläufig Deine monatlichen Belastungen zu erhöhen.
Wenn sich Deine finanziellen Spielräume seit dem Abschluss des/der letzten Kredite geändert haben, sodass Du mehr zahlen kannst, dann macht es Sinn die Rate noch etwas höher anzusetzen. Dadurch erhältst Du auch im Kreditvergleich günstigere Konditionen und kannst kürzere Laufzeiten wählen. So sparst Du noch mehr Geld im Vergleich zu Deinen bisherigen Darlehen.
Rechenbeispiel 2 (gleiche Banken, veränderte Laufzeit)
Restschuld alte Kredite: 23.900 €
Laufzeit in Monaten (alt): 96
Durchschnittlicher effektiver Zinssatz (alt): 6,49 %
Monatliche Kreditrate (alt): 317,64 €
Zu zahlender Gesamtbetrag (inkl. Zinsen): 30.493,44 €
Vorfälligkeitsentschädigung (max. 1 % der Restschuld): 239,00 €
effektiver Zinssatz (neu, 1. Bank): 2,29 %
Monatliche Kreditrate (neu): 307,96 €
Laufzeit in Monaten (neu): 84
Zu zahlender Gesamtbetrag (inkl. Zinsen): 25.868,64 €
Ersparnis (unter Berücksichtigung der Vorfälligkeitsentschädigung): 385,80 €
Zusätzliche Ersparnis gegenüber Beispiel 1: 285,60 €
effektiver Zinssatz (neu, 2. Bank): 1,89 %
Monatliche Kreditrate (neu): 303,81 €
Laufzeit in Monaten (neu): 84
Zu zahlender Gesamtbetrag (inkl. Zinsen): 25.520,04 €
Ersparnis (unter Berücksichtigung der Vorfälligkeitsentschädigung): 4.734,40 €
Zusätzliche Ersparnis gegenüber Beispiel 1: 634,20 €
Zusätzliche Ersparnis gegenüber neuer Bank 1: 348,60 €
Wie Du siehst, macht es Sinn, verschiedene Konstellationen mit Laufzeit und Kreditrate einmal zu vergleichen. Dabei kannst Du noch zusätzlich sparen, wie Du in den obengenannten Beispielen siehst. Wichtig ist, dass Du Dich mit dem neuen Kredit wohl fühlst und ihn auch zweifelsfrei bedienen kannst. Die gewählten monatlichen Belastungen aus den Beispielen liegen selbst bei 12 Monaten weniger Laufzeit noch unter der bisherigen monatlichen Belastung. Das ist ein klares Indiz dafür, dass eine Umschuldung zu empfehlen ist.
4. Kreditwechsel: Neues Darlehen abschließen und alten Kredit ablösen
Nach dem Kreditvergleich dem bisherigen Kreditgeber ein passendes Angebot der neuen Bank vorlegen, ggf. Angebot der alten Bank prüfen – neuen Umschuldungskredit abschließen
Bevor Du Deinen neuen Kredit abschließt, kannst Du Deinen bisherigen Darlehensgeber mit dem neuen Angebot konfrontieren. Falls Dich die Bank halten möchte, werden sie Dir ein neues, verbessertes Angebot unterbreiten. Prüfe, ob diese Konditionen einen Verbleib rechtfertigen. Ist das nicht der Fall, schulde Deinen Kredit bei einem neuen Kreditinstitut um.
Schon beim Kreditvergleich ist es sinnvoll, darauf zu achten, welche Banken einen Kreditwechselservice anbieten. Das macht es Dir als neuen Kunden einfacher und erspart Dir nervige Formalitäten, die dann die Banken untereinander klären. Falls Deine Bank einen solchen Service anbietet, senden sie Dir ein Formular mit einer Wechselvollmacht zu. Fülle sie aus und unterzeichne sie. Nun löst Deine neue Bank den Kredit/die Kredite bei Deinem bisherigen Darlehensgeber(n) ab. Von diesem Zeitpunkt an hast Du nur noch den neuen Kredit und die Umschuldung ist vollzogen.
Gut zu wissen:
Eine Restschuldversicherung, wie sie Banken gerne anbieten, ist für einen Umschuldungskredit nicht zwingend erforderlich. Sie führt zu höheren monatlichen Raten und einer höheren Gesamtbelastung. Der eigentliche Vorteil, dass die Bank im Falle einer Zahlungsunfähigkeit die laufenden Raten für Dich begleicht, ist an hohe Hürden geknüpft. Sie greift in vielen Fällen nicht. Du solltest Dir daher genau überlegen, ob Du Deinen neuen Kredit damit ausstattest. Im Zweifelsfall hast Du höhere Raten bezahlt und die gewünschte Sicherheit gibt es dann doch nicht. Ein doppelter Nachteil.
Fazit
Ein Umschuldungskredit bietet Dir die Möglichkeit, Deine monatlichen finanziellen Belastungen durch verschiedene Kredite zu reduzieren. Je nachdem, wie hoch die Restschuld, Restlaufzeit und die bisherigen effektiven Zinssätze waren, ist eine Umschuldung sehr sinnvoll. Das Einsparpotential kann teilweise im zweistelligen Prozentbereich sein. Ganz nebenbei verlierst Du danach auch nicht mehr den Überblick über zahllose Forderungen bei verschiedenen Banken. Wenn Du die Grundvoraussetzungen erfüllst und die Notwendigkeit besteht – nutze die Gelegenheit, Deine Kredite umzuschulden.
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