ETF kaufen: Was Du wissen solltest, bevor Du investierst
ETF versprechen höhere Renditen als das Sparkonto, mehr Sicherheit als einzelne Aktien und niedrigere Kosten als gemanagte Fonds. Doch wie kannst Du ETF kaufen und den passenden für Dich finden?
Wir erklären, wie Du in ETF investieren kannst, wie sich einzelne ETF unterscheiden und worauf es bei der Auswahl ankommt. Was ein ETF ist, erfährst Du auf unserer Übersichts-Seite.
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Wie kaufe ich ETF?
Um selbst mit ETF zu handeln, benötigst Du ein Depot. Dieses kannst Du bei einer klassischen Bank, etwa bei einer Sparkasse oder Direktbank (beispielsweise der DKB oder der ING) eröffnen. Die günstigsten Depots findest Du üblicherweise bei Online-Brokern wie Scalable oder eToro. Unabhängig davon, für welchen Anbieter Du Dich entscheidest, hast Du üblicherweise zwei Möglichkeiten, in ETF zu investieren:
Per Order
Beim Einmalkauf entscheidest Du Dich für eine feste Anzahl an ETF-Anteilen und bezahlst dann den Börsenwert dieser Papiere. Liegt etwa der Kurs eines Anteils bei 100 Euro, bezahlst Du für fünf Aktien 500 Euro.
Beim Kauf sowie beim Verkauf fällt die reguläre Ordergebühr an, gegebenenfalls mit Aufschlägen, etwa für den gewählten Handelsplatz. Diese Gebühren können sich je nach Broker erheblich unterscheiden.
Per Sparplan
Bei einem Sparplan entscheidest Du Dich für einen Geldbetrag, den Du regelmäßig investierst. Für beispielsweise 50 Euro monatlich erhälts Du jeden Monat einen halben ETF-Anteil, wenn der Kurs bei 100 Euro liegt. Allerdings sind oft nur bestimmte ETF als Sparplan erhältlich.
Gebühren fallen meist mit jeder Ausführung an. Bei kleineren Geldbeträgen sind Sparpläne oft günstiger als der Einmalkauf. Viele Broker bieten auch Sparpläne ohne Ausführungsgebühr (siehe: Sparplan-Vergleich).
Alternative: Du kannst auch anlegen lassen
Den Handel und die Auswahl von ETF kannst Du auch einer Vermögensverwaltung überlassen. Sogenannte Robo-Advisor bieten solche Dienste mittlerweile recht preisgünstig an. Üblicherweise entscheidest Du Dich dabei vorab für eine bestimmte Anlagestrategie. Welche ETF dann für Dich ge- oder verkauft werden, entscheidet die Vermögensverwaltung anhand automatisierter Regeln und Deiner Vorgaben. Ein typisches Beispiel dafür ist Scalable Wealth*, die Vermögensverwaltung von Scalable.
Welchen ETF soll ich kaufen?
Die Strategie: Welche ETF-Arten gibt es?
ETF lassen sich grundsätzlich nach der Art der enthaltenen Wertpapiere unterscheiden. Abgesehen davon musst Du entscheiden, auf welchen Index sich der ETF genau beziehen soll.
ETF nach Wertpapier-Arten
Neben Aktien-Indizes (wie dem DAX) sind für Privatanleger hauptsächlich noch Anleihen-Indizes von Interesse. Die entsprechenden ETF enthalten dann beispielsweise Staatsanleihen bestimmter Länder oder Unternehmensanleihen mit bestimmten Laufzeiten. Mittlerweile gibt es auch ETF für Kryptowährungen (mehr dazu im Beitrag Kryptowährung kaufen).
ETF nach Index-Thema
Je nach Index kann ein ETF zum Beispiel nur Aktien aus bestimmten Regionen enthalten. Andere Indizes sind auch auf einzelne Branchen, Themen (wie Nachhaltigkeit, Digitalisierung oder Ernährung) oder Anlagestrategien (etwa in Bezug auf Dividenden, Wachstum oder Kursentwicklung) ausgerichtet.
Tipp: Achte auf eine breite Vermögensaufstellung
Als Basis-Investment werden oft globale Aktienindizes wie der der MSCI World, der S&P Global 1200 oder der FTSE All-World empfohlen. Du erhältst je über tausend Unternehmen aus zahlreichen Ländern. Die Vielfalt an Wertpapieren kann helfen, wenn es zu Krisen in einzelnen Regionen oder Branchen kommt. Je nach persönlichen Vorlieben lassen sich die globalen ETF mit kleineren Investments in Spezial-ETF ergänzen.
Beachte aber, dass auch globale Indizes ihre Schlagseiten haben. Üblicherweise sind die Aktien im Index nach dem Börsenwert der Unternehmen gewichtet. Daher waren in den vergangenen Jahren besonders IT-Unternehmen aus den USA in diesen ETF sehr hoch gewichtet.
Die Dividende: Ausschüttend oder thesaurierend?
Bei vielen Wertpapieren gibt es regelmäßige Ausschüttungen, etwa Dividenden bei Aktien oder Zinsen bei Anleihen. Je nachdem, was mit diesen Geldern passiert, lassen sich zwei Arten von ETF unterscheiden:
Ausschüttende ETF
Ausschüttende ETF zahlen die eingenommenen Zinsen oder Dividenden in regelmäßigen Abständen (meist jährlich oder vierteljährlich) an die Anleger aus.
Diese Auszahlung ist gebührenfrei, muss aber mit der Kapitalertragsteuer versteuert werden. Mit einem Freistellungsauftrag in ausreichender Höhe entfällt die Versteuerung. Die Auszahlung erhältst Du auf das Verrechnungskonto Deines Depots.
Thesaurierende ETF
Thesaurierende ETF investieren die Ausschüttungen direkt in neue Wertpapiere. Das trägt zu steigenden Kursen bei und sorgt für einen gewissen Zinseszins-Effekt.
Steuerfrei sind die Ausschüttungen für Anleger aber nicht. Du zahlst unter Umständen eine sogenannte Vorabpauschale, die sich am allgemeinen Zinsniveau orientiert. Diese lässt sich ebenfalls über einen Freistellungsauftrag abrechnen. Alternativ zieht der Broker das Geld meist über das Verrechnungskonto ein.
Tipp: Entscheide Dich abhängig von Deinem Anlageziel
Ausschüttende ETF eignen sich für Anleger, die sich ein passives Einkommen erwirtschaften oder den jährlichen Sparerpauschbetrag ausnutzen wollen. Thesaurierende ETF eignen sich für Anleger, die möglichst schnell ein Vermögen aufbauen möchten.
Die Index-Nachbildung: Welche Wertpapiere sind tatsächlich im ETF?
Damit ein ETF sich genauso entwickelt wie der zugrunde liegende Index, gibt es zwei Möglichkeiten: die physische und die synthetische Replikation.
Physisch
Ein ETF, der einen Index nachbildet, indem er die enthaltenen Wertpapiere kauft, wird als physisch replizierender ETF bezeichnet. Bei der Vollreplikation entspricht die Art und Gewichtung der Aktien oder Anleihen genau dem Index. Da manche Indizes sehr viele Einzeltitel enthalten, kann die Vollreplikation den Verwaltungsaufwand und damit die Gebühren erhöhen.
Manche ETF kaufen daher nicht alle im Index enthaltenen Wertpapiere. Stattdessen konzentrieren sie sich auf diejenigen mit der höchsten Gewichtung. Die Rede ist dann von einer Teilreplikation. Bei diesen ETF kommt es aber öfter zu Abweichungen in der Wertentwicklung zwischen ETF und Index (auch: Tracking Error).
Synthetisch
Sogenannte synthetische ETF enthalten ebenfalls klassische Wertpapiere wie Aktien oder Anleihen. Diese dienen aber hauptsächlich der Absicherung und haben mit den im Index enthaltenen Werten wenig gemein. Da sich der Kurs der Wertpapiere anders als der Index entwickelt, wird die Abweichung durch eine Art Tauschgeschäft auf dem Kapitalmarkt ausgeglichen. Nach dem Fachbegriff für solche Finanzgeschäfte werden synthetische ETF auch Swap-ETF genannt.
Swap-ETF erlauben oft eine genauere Index-Abbildung als ETF mit physischer Replikation, weshalb sie auch bei den Kosten im Vorteil sein können. Allerdings wissen Anleger meist nicht, welche Wertpapiere sie über den ETF besitzen.
Die Kosten: Welche Gebühren fallen an?
Gebühren sind bei der Geldanlage entscheidend, denn sie können großen Einfluss auf die Rendite haben. Bei ETF gibt es im Grunde zwei Arten von Kosten, Depotgebühren und ETF-Gebühren.
Depotgebühren
Viele Banken bieten heute Depots ohne Grundgebühr an. Beim Handel mit ETF fallen üblicherweise aber Kosten an. Beim Kauf oder Verkauf des ETF per Order ist vor allem die Ordergebühr entscheidend. Zu dieser kommen gegebenenfalls noch Aufschläge, etwa für den gewählten Handelsplatz. Regelmäßig ausgeführte Sparpläne sind gerade bei kleineren Beträgen oft günstiger. Anleger sollten hier aber auf die Ausführungsgebühr achten, die viele Broker bei jeder einzelnen Sparplan-Rate kassieren.
Tipp: Unser Sparplan-Vergleich vermittelt Dir einen Eindruck üblicher Sparplan-Gebühren. In unserem Depot-Vergleich findest Du einen allgemeinen Kostenüberblick.
ETF-Gebühren
Auch der ETF verursacht Kosten. Bei Verwaltung entstehen vielfältige Ausgaben, die die Kursentwicklung beeinflussen. Einige davon sind in der Gesamtkostenquote (auch: TER) zusammengefasst, die Du in den Anlegerinformationen unter “laufende Kosten” findest. Leider ist die Kennzahl nur bedingt aussagekräftig, da hier schwer vorhersehbare Verluste und Gewinne (etwa durch Finanzgeschäfte) nicht enthalten sind.
Laut einer Studie des Instituts für Vermögensaufbaus war in Deutschland bei vielen ETF zuletzt sogar “ein gegenläufiger Zusammenhang zwischen TER und Gesamtkosten festzustellen”. Um die tatsächlichen Kosten einzuschätzen, lohnt sich daher ein Blick auf den Unterschied in der Renditeentwicklung zwischen ETF und Index.
Die Sicherheit: Welche Angaben sind wichtig?
Um Sicherheitsaspekte eines ETF einzuschätzen, helfen Dir die Anlegerinformationen, das Factsheet und teilweise auch schon der Name des ETF. Die Dokumente findest Du beispielsweise im Onlinebanking Deines Brokers oder auf der Website der Fondsgesellschaft.
Das UCITS-Kürzel im Namen des ETF verrät, dass der ETF sich an die EU-Vorgaben zum Anlegerschutz hält. Diese legen etwa fest, welcher Anteil des ETF-Vermögens in Derivate investiert sein darf. Außerdem ist hier garantiert, dass Du Dir das angelegte Geld jederzeit auszahlen lassen kannst.
Das Datum der Auflegung verrät, über welchen Zeitraum historische Kursentwicklungen vorliegen. Diese werden (für die letzten Jahre) auch in den Anlegerinformationen abgebildet. Hier siehst Du, wie stark die Kursentwicklung des ETF vom Index abweicht. Hat sich der ETF merklich schlechter als der Index entwickelt, kann das ein Hinweis auf Kosten sein, die in der Gesamtkostenquote (TER) nicht vollständig erfasst sind.
Das Risiko- und Ertragsprofil vermittelt einen Eindruck, welche Kursschwankungen zu erwarten sind. Bei Aktien-ETF sind diese typischerweise hoch.
Die Menge des investierten Kapitals (Nettovermögen des Fonds) gibt Aufschluss darüber, wie beliebt ein ETF bei Anlegern ist. Bei ETF mit vergleichsweise wenig Kapital, besteht ein höheres Risiko, dass der Fonds eines Tages geschlossen wird. In diesem Fall bekämst Du Dein Fondsvermögen ausgezahlt und müsstest Dir eine neue Geldanlage suchen.
Physische ETF gelten als etwas sicherer als synthetische ETF, da sie keine Derivate, sondern nur die Wertpapiere aus dem jeweiligen Index enthalten.
Die Aufteilung nach Branchen und Regionen gibt Dir einen Eindruck, wo Dein Geld tatsächlich angelegt ist. Sind bestimmte Branchen oder Regionen hoch gewichtet, lässt Du Dich als Anleger auf deren spezifische Risiken ein.
Fazit: Welchen ETF Du kaufen solltest, hängt von Deinen Ansprüchen ab
Jeder ETF bietet ganz eigene Chancen und Risiken. Diese hängen in erster Linie vom Index ab, den er nachbildet. Hinzu kommen die jeweiligen Besonderheiten der Fondsverwaltung. So können erhöhte Verwaltungs-Ausgaben etwa die Rendite verschlechtern. Als Anleger solltest Du daher grundsätzlich verstehen, wie der ETF funktioniert, in den Du investierst. In vielen Fragen hilft ein Blick in die Anlegerinformationen. Hier erhältst Du unter anderem einen realistischen Einblick in die tatsächlichen Kosten.
Auch wenn sich ETF selbst im Detail teils stark unterscheiden, gibt es keine besonders guten oder empfehlenswerten ETF. Was der beste ETF für Dich ist, hängt nämlich vor allem von Deinen Ansprüchen und Anlagezielen ab. Wenn Du genau wissen möchtest, in welche Wertpapiere Du investierst, solltest Du etwa eher einen ETF mit physischer Index-Abbildung wählen. Ist Dir vor allem die Rendite wichtig, bist Du dagegen mit einem synthetischen ETF oft besser beraten. Die Wahl des passenden Index oder zwischen ausschüttenden und thesaurierenden ETF hängt sogar vollständig von Deinen Anlagezielen ab.
Woher wir unsere Informationen beziehen
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Für diesen Beitrag haben wir unter anderem folgende Quellen herangezogen:
- Anlegerinformationen und Fact Sheets zu diversen ETF
- Studie des Instituts Instituts für Vermögensaufbau: Gesamtkosten von ETF; Studie zur Total Cost of Ownership (TCO) von Exchange Traded Funds in Deutschland und der Schweiz (2017)
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